Resilienz – Kompetenz der Zukunft

Resilienz ist ein Begriff, der sich in letzter Zeit einer zunehmenden Beliebtheit erfreut. Das aus dem Lateinischen stammende Wort verwendete man zuerst für Werkstoffe, die die Fähigkeit aufwiesen, nach einer Verformung z.B. durch Druck oder Zug den Ausgangszustand wieder einzunehmen. Oder für Gegenstände, die wie ein Stehaufmännchen von selber zurück in die Ausgangslage gelangen.

Auf uns Menschen bezogen bedeutet resilient zu sein heute nicht nur widerstandsfähig zu sein, sondern auch anpassungsfähig, teamfähig, belastbar, klug und offen für Neues. Resilienz bedeutet heute weiters, „sich selbst zu regulieren zu können, zu steuern und sein eigenes Leben zu gestalten“.

Doch nicht nur Menschen und Materialien verfügen über resiliente Eigenschaften, auch Ökosysteme wie Wälder weisen sie auf. Denken Sie nur an Schlagworte der frühen 80-er Jahre wie „saurer Regen“ und „Waldsterben“, mit denen uns die Medien über Jahre hinweg eine düstere Zukunft verkündeten. Was die Journalist/innen damals nicht beachteten, war die Fähigkeit der Natur, auf solche Störungen entsprechend (= resilient) zu reagieren und gegenzulenken.

Sylvia Kéré Wellensiek und Joachim Galuska haben sich eingehend mit dem Thema Resilienz verfasst und beschreiben in ihrem Werk[1], was alles Resilienz ist und weshalb es heute mehr denn je notwendig ist, dass wir nicht nur als Individuum darüber verfügen, sondern dass sich auch Unternehmen und Institutionen aus ureigenem Interesse dahingehend entwickeln, dass sie über ein gedeihliches und resilienzförderndes Arbeitsklima verfügen.

Die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt dürften in absehbarer Zukunft eher zu- als abnehmen. Arbeitsverdichtung, Informationsflut, Diskontinuität, steter Wandel, Komplexität und Entscheidungsdruck[2] verlangen vom Einzelnen im Zeitalter des „Lebenslangen Lernens“ viel ab.  „Gerade in Sozialberufen macht sich die Ökonomisierung der Arbeit extrem bemerkbar“, schreiben Wellensiek/Galuska, und „durch die Arbeitsverdichtung bleibt immer weniger Zeit für Gespräch und Begegnung (S. 53)“. Die Sinnhaftigkeit der Beschäftigung wird dadurch stark infrage gestellt und oft erzeugt diese sich allmählich einschleichende Überforderung deswegen  Probleme, weil sich der Betroffene nach und nach an die ihm unangenehme Situation angepasst hat. Ist so ein Prozess allerdings weit fortgeschritten, droht ein Fall ins Burn-out bzw. in die Depression.

Der Soziologe Aaron Antonovsky und die Psychologen Karen Reivich und Andrew Shatte haben sich eingehend damit auseinandergesetzt, welche Faktoren Voraussetzung sind, um in diesen modernen Zeiten zu bestehen und gesund zu bleiben[3]. Die Botschaft lautet, dass es möglich ist, in diesen Zeiten des beständigen Wandels gesund zu bleiben. Auch ein optimistischer Gerald Hüther macht uns im Interview mit Frau Wellensiek Mut, weiß er doch, dass „jeder Mensch neurobiologisch einen Goldklumpen in sich trägt“ und dass sich negative, krankhafte Veränderungen durch die erneute Herstellung einer Verbindung zu diesem „Goldklumpen“ jederzeit umprogrammieren lassen. Denn „Stressreaktionen haben wir nicht deshalb, damit wir krank werden, sondern damit wir uns ändern können“ (S. 64).

Frau Wellensiek und Herr Galuska haben ein wichtiges, sehr praxisorientiertes Buch vorgelegt, in dem sie mit vielen Beispielen belegen, wie eine resilienzfördernde Unternehmenskultur beschaffen sein muss. So ist es gewiss sehr förderlich für den Aufbau einer resilienten Struktur – und beispielhaft für andere Unternehmen/Institutionen, wenn an Galuskas Klinik Dinge wie Belohnungen für gute Ideen, aktive Pausen, ein humorvoller Umgang miteinander, gegenseitige Hospitation, Teamräume, eine Mitarbeiterzeitung, Teamtage, ein Patensystem für neue Mitarbeiter/innen, eine Rückenschule, QM-Projekte, Tage der Achtsamkeit, Meditationsmöglichkeiten, Fortbildungen, Supervision und Coaching usw. angeboten werden.

Für Firmen und Institutionen, die im Wettbewerb bestehen wollen, ist es mehr denn je wichtig, die persönliche Resilienz ihrer Mitarbeiter/innen zu fördern und den Fokus auf Achtsamkeit und resiliente Verhaltensweisen im Arbeitsalltag zu richten. Die gute Nachricht, so die Autoren, ist hierbei, dass dies sehr wohl möglich ist[4]. Die schlechte lautet andererseits, dass eine Unternehmensentwicklung hin zur präventiven Resilienzschulung natürlich Geld kostet. Und das ist in den letzten Jahren im Sozial- und Bildungsbereich bekanntlich sehr knapp geworden. Doch wäre es nicht viel sinnvoller und wohl auch billiger, Problemen durch maßvolle Prävention aus dem Weg zu gehen?

Weitere Informationen zum Thema finden Sie u.a. bei Youtube:

 

Das Buch

Wellensiek, Sylvia Kéré und Galuska, Joachim; Resilienz – Kompetenz der Zukunft. Balance halten zwischen Leistung und Gesundheit; Verlag: Weinheim und Basel 2014;
ISBN 978-3-407-36550-7

Interessant für
Wirtschaft, Gesellschaft, Kunst und Kultur

 

<rw>

[1] Wellensiek, Sylvia Kéré und Galuska, Joachim: Resilienz – Kompetenz der Zukunft. Balance halten zwischen Leistung und Gesundheit

[2] Vgl. Wellensiek und Galuska, S. 41

[3] Vgl. http://hum-magazin.info/2014/03/gesundheit-auch-fuer-lehrerinnen/

[4] http://goo.gl/ejgO9F abgerufen am 24. 9. 2014