Flipped Learning oder: umgedrehtes Lernen

Die Auslagerung des Frontalunterrichts – vom Lehren zum Lernen

Seit ein paar Jahren erlauben uns immer einfacher zu bedienende Computer, Tablets und Smartphones die Anwendung einer neuen Methode, die großes Potenzial verspricht: „flipped learning” bzw. „flipped classroom” lautet die etwas geheimnisvolle Bezeichnung dafür.

Diese Anglizismen, deren wortwörtliche Übersetzung „umgedrehtes Lernen“ bzw. „umgedrehter Unterricht” lautet, stehen für eine innovative und erfolgversprechende Vorgangsweise, mit der wir mittels der digitalen Medien Teile der Wissensvermittlung – der Instruktion – als Arbeitsaufträge auslagern können. Die Zeit in der Schule hingegen können wir nutzen, um den neuen Lernstoff zu üben. Wir drehen also damit die gewohnte, traditionelle Methode um (= to flip). Erste Erfahrungen damit klingen durchaus vielversprechend bis enthusiastisch.

Was früher als Lernvideo[1] bezeichnet wurde und noch vor wenigen Jahren recht schwierig herzustellen war, ist inzwischen durch den technischen Fortschritt zu einer sinnvollen Methode geworden, die auch ein technisch nur mittelmäßig begabter Mensch problemlos anwenden kann – und wer nützt heute sein Telefon nicht, um damit private Videos aufzuzeichnen?

Salman Khan, ein früherer Fondsmanager, begründete vor Jahren mit schlichten Mathevideos, die er als Nachhilfe für einen Neffen aufgenommen und auf Youtube hochgeladen hatte, die heute von ihm geleitete „Khan Academy“[2] und erzielte damit weltweite Beachtung. Was wir von ihm lernen können, um zur Flipped-Learning-Methode zurückzukehren, ist, wiederkehrende Themen unseres Faches als kurze Video-Häppchen aufzunehmen und die traditionelle direkte Instruktion nicht vor 25 und mehr Schülerinnen und Schülern in der Schule durchzuführen, sondern als Arbeitsauftrag für zuhause zu vergeben.

Wir sind also für die Auswahl und Gestaltung der Materialien zuständig und somit für die Qualitätssicherung, doch bleibt es jedem selber überlassen zu entscheiden, wie bzw. auf welche Weise er die Videos produzieren und auf eine Plattform hochladen mag. Ein einfaches Video, wie z. B. eine kommentierte PowerPoint-Präsentation, reicht vollkommen aus, um damit einen Lernstoff gut zu vermitteln. Denn auf die Inhalte kommt es vor allem an und weniger auf die Gestaltung!

Eigenverantwortung statt Bevormundung

Beim invertierten oder umgedrehten Lernen geschieht die eigenverantwortliche Arbeit des Lernens vor dem Computer – oder mit dem Smartphone oder Tablet – daheim. Die Vorteile sind offensichtlich: am Arbeitsplatz zuhause ist man ungestört, kann das Video mit einem Kopfhörer anschauen und – wenn man etwas nicht verstanden hat – die Aufnahme jederzeit stoppen und sich die Erklärung ein weiteres Mal ansehen.

Ein weiterer Vorteil der Methode ist, dass wir damit Themen, die wir Jahr für Jahr unterrichten müssen, einmal aufzeichnen und auslagern können. Freilich: diese Methode hat auch Nachteile, die nicht verschwiegen werden sollen. Zum einen ist am Anfang die Produktion recht aufwändig und zum anderen können sich Ihre Schülerinnen und Schüler nicht an den Übungen im Unterricht beteiligen, wenn sie zuhause den Stoff nicht gelernt haben.

Die qualitative Bandbreite an frei zugänglichen Lernvideos ist sehr groß und reicht von technisch simplen Aufnahmen bis hin zu aufwändig animierten Videosequenzen. Schauen Sie sich auf Youtube oder auf der Website der Khan-Akademie eines der zahlreichen Lernvideos an, Sie werden staunen, wie viele brauchbare Ressourcen dort bereits vorhanden sind!

Weitere Informationen

 

<rw>

[1] vgl. http://hum-magazin.info/2009/06/individualisierung-durch-lernvideos

[2] Vgl. http://hum-magazin.info/2012/10/linktipp-khan-academy und
https://de.khanacademy.org