Vielleicht kennen Sie ja die Situation selber ziemlich gut: Sie haben eine Fortbildungsveranstaltung besucht und stellen rückblickend fest,
dass das Beste an dem Seminar nicht der Vortrag, sondern wohl die Gespräche in der Pause waren…
Der Begriff „Open Space[1]“ kommt aus den USA und wurde Anfang der 80er Jahre aus dem vorhin genannten Grund entwickelt. Dieses Format eignet sich auch für die Lehrer/innenfortbildung hervorragend, wie heuer z.B. die Wiener „Aha-Konferenz[2]“ oder die „eEducation[3]“-Veranstaltung in Klagenfurt eindrucksvoll bewiesen.
Wie ist eine Open-Space-Konferenz strukturiert? Nach einem oder mehreren Impulsreferaten zu einem Schwerpunkt fordert der/die Moderator/in die Anwesenden auf, in der „Marktphase“ ihre Workshop-Vorschläge auf eine Pinnwand zu schreiben, die im Anschluss daran den vorhandenen Räumen und geplanten Zeiten zugeordnet werden. „Open Space“ geht von der Annahme aus, dass sich unter den Teilnehmenden stets ausreichend Expert/innen befinden und nutzt diese Erkenntnis. Für die Teilnahme an den angebotenen Arbeitskreisen gelten diese vier Prinzipien:
- Wer auch immer kommt, es sind die richtigen Leute!
- Was auch immer geschieht, es ist das Einzige, was geschehen konnte.
- Es beginnt, wenn die Zeit reif ist – wichtig ist die Energie (nicht die Pünktlichkeit!)
- Vorbei ist vorbei. Nicht vorbei ist nicht vorbei – wenn die Energie zu Ende ist, ist die Zeit um.
„Marktphase“ Bildquelle: Kurt Söser, www.kurtsoeser.at, (eEducation, Klagenfurt 2013, veröffentlicht unter Creative Commons, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de)
Die Teilnehmer/innen entscheiden sich in Eigenverantwortung für die Teilnahme an den jeweiligen Workshops und bleiben nur so lange, wie sie es für sinnvoll halten, also solange sie dabei etwas lernen und/oder beitragen können (= „das Gesetz der Mobilität“).
Dabei wird beim Open Space grundsätzlich unter zwei Typen von Lernenden unterschieden. Die einen sind die „Hummeln“, und zwar die, die sich von einer Gruppe zur anderen bewegen und somit eine „Brücke zwischen den Themen“ bilden. Die anderen sind die „Schmetterlinge“, die nichts zum Thema beitragen und einfach nur anwesend sind. Wenn man an einem Vortrag nicht mehr interessiert ist, soll man ein anderes Angebot nutzen, lautet die Regel. Denn wichtig ist es, so Harrison Owen, der Erfinder dieses Formats, keine Zeit zu verlieren: „Don’t waste any time!“
Für die Lehrer/innenfortbildung eignet sich dieser Veranstaltungstyp deswegen so gut, weil es unter den Teilnehmenden immer wieder Fachleute gibt, die selbst viel Erfahrung mit einem Thema haben und oft enormes Wissen mitbringen, das in herkömmlichen Seminaren meist ungenutzt bleibt.
Andererseits ist der Erfolg einer Open-Space-Veranstaltung vor allem davon abhängig, wie gut und intensiv sich die Anwesenden einbringen. Die Teilnehmenden sind angehalten, sich vom einfachen Konsumieren zum aktiven Teilnehmen zu bewegen! Und das ist zweifellos nachhaltiger als manch ein „klassisches“ Seminar in der Fortbildung!
Weitere Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Space
Interessant für:
Fortbildung, Erwachsenenbildung
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