Bei vielen Jugendlichen lässt mit dem Teenageralter die Freude an der Schule stark nach. Sie gehen nicht mehr gerne hin, sind unglücklich und
schleppen sich lustlos von Ferien zu Ferien. Warum ist das so?
Mit dieser Frage beschäftigte sich Ernst Fritz-Schubert eingehend und führte 2007 an seinem Gymnasium das innovative Fach Glück ein in der Hoffnung, damit einen Beitrag zu leisten, dass die Anwesenheit in der Schule in der Beliebtheitsskala nicht mehr „gleich nach dem Zahnarztbesuch“ rangieren wird.
Schule muss heute mehr sein als nur eine „Qualifizierungsanstalt“, in der die Jugendlichen auf einen Beruf vorbereitet werden. Auch Precht weist in seinem Bestseller „Anna, die Schule und der liebe Gott“ darauf hin, dass Humboldts Konzept einer „allgemeinen Menschenbildung“ heute zugunsten einer überwiegend berufsspezifischen Ausbildung weit in den Hintergrund getreten ist.
Diese Überlegungen sowie die positiven Reaktionen seiner Schüler/innen und der Öffentlichkeit führten den rührigen, nunmehr pensionierten Schuldirektor dazu, das Fritz-Schubert-Institut[1] zu gründen und seine Botschaft in allen deutschsprachigen Ländern zu verbreiten[2]. „Glück“ wird heute an mehreren Schulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterrichtet und ist dort unterschiedlich verankert, entweder als Projekt oder als eigenständiges Fach.
Doch was ist Glück und wie kann man es unterrichten? Für Glück gibt es unendlich viele Definitionen. Es ist z.B. etwas so Einfaches, wie zu zweit einen Sonnenuntergang am Meer zu bestaunen. Glücksgefühle entstehen aber nicht nur beim bewusst erlebten Nichtstun, sondern vor allem auch, wenn man sich anstrengt und hochkonzentriert eine schwierige Aufgabe bewältigt.
Der amerikanische Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi bezeichnet diesen Zustand als „Flow[3]“. Wer ihn kennt, weiß, wie sehr sich dabei Raum und Zeit aufheben können und einen trotz der starken Erschöpfung danach eine tiefe Zufriedenheit erfüllt. Gelernte Österreicher mit pessimistischer Grundhaltung wissen andererseits, dass „das Glück a Vogerl (is), gar liab, aber scheu, es lasst si schwer fangen, aber fortg’flogn is glei“.
Für den Psychologen Georg Fraberger[4] bedeutet der Begriff hingegen, dass man seine Fähigkeiten entwickeln kann, und „das Gefühl, gemocht und akzeptiert zu werden. Mich mit den Gedanken beschäftigen zu können, die mich interessieren, und Dinge zu tun, die ich nicht unbedingt tun muss.“ „Glück ist in grober Vereinfachung das Produkt aus diesen drei Faktoren: Zufriedenheit mit sich selbst, erfüllte Beziehungen zu den nahen Mitmenschen und ein faires Verhältnis zu allen Mitwesen“, so definiert ein nicht genannter Autor auf der Plattform Footprint[5] das Wort.
Und so werden seit ein paar Jahren Kindern und Jugendlichen an innovationsfreudigen Schulen Inhalte wie z.B. Lebenskompetenz und Lebensfreude vermittelt. Durch Rollenspiele und Wahrnehmungsübungen sollen sie sich mit ihren Ressourcen vertraut machen und Wege finden, um Probleme lösungsorientiert angehen zu können. Es geht im Schulfach Glück aber auch darum, Interessen und Begabungen zu entdecken und insgesamt die Persönlichkeit von Schüler/innen (und Lehr/innen) zu stärken.
In Österreich hat der steirische Landesschulrat[6] als erste Behörde das Thema aufgegriffen und bereits im Jahr 2009 an einigen Schulen angeboten. Anfang 2013 wurde eine Glücksmesse und -tagung in Graz veranstaltet, an der die Schulen vorgestellt wurden, die an der Initiative „Glück macht Schule“ teilgenommen haben. (Nähere Informationen dazu finden Sie über den Link unten!)
Sollten Sie selber Interesse daran haben, sich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen und nicht nach Deutschland reisen wollen, um eine Ausbildung zu machen: es gibt über die Firma „Sinnstifter[7]“ die Möglichkeit, in Wien an einem vom Fritz-Schubert-Institut empfohlenen Lehrgang teilzunehmen. Ebenfalls in Wien angesiedelt ist der Verein „Glück macht Schule[8]“, den Mag. Stefan Gros leitet. Eine Alternative dazu bietet die Firma Glückstraining[9], deren Leiterin Heidi Smolka u.a. mit dem steirischen Landesschulrat kooperiert. Viel Glück – und Erfolg dabei!
Weitere Informationen
Landesschulrat für Steiermark
http://www.lsr-stmk.gv.at/cms/beitrag/10090543/356584
Glück macht Schule:
http://www.glueck-macht-schule.at/
Interessant für
Allgemein, Ethik, Religion, Philosophie, Psychologie
<rw>
[2] Vl. Z.B. www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/neues-schulfach-glueck-die-froehlichen-schueler-von-heidelberg-a-505005.html
[4] Interview, Tiroler Tageszeitung, http://bit.ly/18lUEFD
[5] www.footprint.at/index.php?id=2721 (Footprint.at ist die Webseite mehrerer NGOs
wie Global2000, Greenpeace, WWF usw.)