Ein bekanntes asiatisches Sprichwort besagt, dass „wenn einmal der Wind des Wandels weht, die einen Schutzmauern bauen und die anderen Windmühlen.“ Nicht wenige Menschen haben vor Veränderungen große Angst, egal ob im privaten Bereich oder im beruflichen. Andere hingegen freuen sich darüber und nutzen die Gunst der Stunde, sehen in der neuen Situation ihre Chance und lassen sich gerne darauf ein.
Ein typisches Zeichen gerade unserer Zeit ist, dass wir seit Jahren mit einem raschen Wandel konfrontiert sind, was Pessimisten mitunter zur Aussage veranlasst, dass eben „leider nichts mehr wie früher sei … , … als alles besser war…“. Wir sorgen uns heute über so vieles: über den Klimawandel und seine Folgen, über die Macht der wild agierenden Finanzmärkte und der „Rating-Agenturen“, Österreichs Position in der EU, den schwindsüchtigen Euro, über unsere Pensionen, die Schulden einiger EU-Länder, die Korruption in der Politik, die Zuwanderung aus dem Süden usw. usf. Und die Massenmedien leben bestens von der Krise!
Während also viele Zeitgenossen jedwedem Wandel skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen und grundsätzlich das Althergebrachte bewahren wollen, egal ob gut oder weniger gut, nehmen andererseits manche Menschen Neues begeistert auf.
Warum Wandel die einen resignieren lässt und die anderen motiviert, sich voll darauf einzulassen, wie also „Menschen Zukunft gestalten“, damit beschäftigt sich der bekannte Zukunftsforscher Matthias Horx in seinem populärwissenschaftlichen „Buch des Wandels[1]“.
Der belesene Autor versteht es, in einfacher Sprache Sachverhalte eingänglich zu beschreiben und so dem Leser seine Botschaft, Wandel als etwas Positives zu verstehen, näherzubringen. Er beginnt sein Buch mit einem ausführlichen geschichtlichen Rückblick und beschreibt den soziokulturellen Wandel von der Jäger-und-Sammler-Kultur des Homo Sapiens in Afrika über das Römische Reich bis hin zum modernen Europa.
Was aber ist Wandel bzw. warum müssen wir uns ändern? Existenzielle Probleme haben uns immer wieder veranlasst, innovativ zu werden und unser Verhalten an geänderte Umstände anzupassen. Das ermöglichen einige unserer Gene – und dadurch unterscheiden wir uns von den Tieren, die nur reflexartig auf Veränderungen reagieren können. Ob aus einer Veränderung ein echter Wandel werden kann, entscheiden die jeweiligen kulturellen Muster und Verhaltensweisen, die wir aus unserer „Erfahrung, aus der Erkenntnis und der Kommunikation bilden“ – oder eben nicht!
Wussten Sie zB, dass der Bau von Hochhäusern ein Hinweis auf eine bevorstehende Wirtschaftskrise sein kann? Wenn nämlich in einer wirtschaftlichen Blütezeit zu viel Geld auf dem Markt verfügbar ist, überlegen sich die Investoren, wie sie ihr Kapital gut anlegen können. Und bauen damit, wie Horx im Abschnitt „Der Hochhaus-Index“ eindrucksvoll belegt, z.B. enorm hohe Gebäude. Der vermehrte Bau von Wolkenkratzern wurde also zum Indikator für eine bevorstehende Wirtschaftskrise… aus der dann wieder etwas Neues entstehen kann.
Wie aber können wir erfolgreich gegenüber dem „Wind des Wandels“ auftreten? Horx nennt zwei wichtige Faktoren: Coping[2] und Resilienz[3], und beides sind Kompetenzen, deren Erwerb uns dabei unterstützt, schwierige Situationen gut zu meistern und nicht an ihnen zu zerbrechen – sowohl im privaten Bereich als auch im Berufsleben.
„Das Buch des Wandels“ ist ein empfehlenswerter Einstieg in die Problematik. Für den/die Leser/in, der/die sich mit einer im Buch abgehandelten Thematik beschäftigen möchte, führt der Autor im Anhang zusätzlich 13 Seiten Anmerkungen und Querverweise sowie 15 Seiten Literaturangaben an.
Kritiker haben Horx vorgeworfen, einige Details nicht entsprechend recherchiert zu haben bzw. Dinge angeführt zu haben, die nicht dem letzten Stand der Wissenschaft entsprechen. Nichtsdestotrotz bleibt das Buch eine leicht verdauliche und sinnvolle Lektüre, schon aufgrund der vielen darin dargebotenen Informationen, Ansätze und Quellenangaben.
PS: Apropos politischer Wandel: Der Autor ist überzeugt, dass gesellschaftlicher Fortschritt wohl nur dann möglich sein wird, wenn wir statt dem bisherigen „binären“ politischen Links-Rechts-Denken den „kreativen Weg“ beschreiten und uns hin zu einer Form des „Sozialkapitalismus“ bewegen, wie ihn Norbert Bolz in seinem Werk „Profit für alle“ entworfen hat. Ein wahrhaft utopischer Gedanke!
Buch
Horx, Matthias, Das Buch des Wandels – Wie Menschen Zukunft gestalten, Deutsche Verlags-Anstalt, 2009, ISBN-10: 3421044333