Starke Texte schreiben

Im März 2011 wurde an der Alpen-Adria-Universität in Klagenfurt die Publikation „Starke Texte schreiben. Anregungen für Menschen im Arbeitsfeld Schule“[1] vorgestellt. Dieses übersichtlich strukturierte Buch, das Sie als PDF an der unten genannten Adresse gratis herunterladen können, befasst sich u.a. mit Fragen wie „Warum soll ich schreiben?“, „Welche Schreibtechniken sind hilfreich?“, „Wie gelingen ausdrucksstarke Texte?“, „Wie schreibe ich wissenschaftliche Texte?“ und soll uns Lehrende darin unterstützen, Schülerinnen und Schülern die Kunst des Schreibens zu vermitteln.

Sich mit einem Thema gründlich auseinanderzusetzen und dann darüber zu schreiben ist heute aus mehreren Gründen nicht nur für Schüler/innen, sondern auch für manche LehrerInnen eine Qual, gab es doch in ihrer Ausbildung meist keine Möglichkeit, das Schreiben ernsthaft von der Pike auf zu erlernen. (Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielt Rhetorik an vielen deutschsprachigen Universitäten keine Rolle mehr!) Auch lange persönliche Briefe zu schreiben ist seit Jahren aus der Mode – einen persönlichen Brief im Briefkasten zu finden ist inzwischen schon zu etwas Besonderem geworden.

Dabei schreiben wir heutzutage wahrscheinlich nicht weniger als zur Zeit der „Schneckenpost“, nur haben sich mit der Kommunikation über die elektronischen Medien Aussehen, Stil und Länge der schriftlichen Mitteilungen geändert. Beim SMSen z.B. muss eine Nachricht auf das Allernotwendigste verkürzt werden, um nicht den vorgegebenen Rahmen von 160 Zeichen zu sprengen. Auf  eine höfliche Anrede und den abschließenden Gruß wird daher meist verzichtet und Smileys und diverse Akronyme (Abkürzungen) helfen uns dabei, Inhalt und Gefühlsäußerungen in aller Kürze wiederzugeben. Plattformen wie Facebook motivieren unsere SchülerInnen zusätzlich, regelmäßig in schriftlicher Form miteinander zu kommunizieren, doch sind auch diese „Statusmeldungen“ ähnlich gehalten wie SMS und erwecken oft den Eindruck, es handle sich eher um mundartliche Lautschrift als um einen umgangssprachlichen Text.

Anders als im deutschsprachigen Bereich haben Rhetorik und kreatives Schreiben an englischen und amerikanischen Unis traditionell einen sehr hohen Stellenwert. Während meines Germanistikstudiums musste ich mich z.B. nie mit rhetorischen Grundregeln und dem systematischen Schreiben von Texten beschäftigen. Doch noch heute profitiere ich hingegen von den Dingen, die ich in Andrew Skinners Proseminar auf der Anglistik lernen durfte, der mit Imhoof-Hudsons Werk „From Paragraph to Essay“[2] arbeitete.

Carmen Mertlitschs Booklet ist ein hervorragendes (Gratis-)Angebot, um einerseits selber viel über das Schreiben zu lernen und andererseits unsere SchülerInnen Schritt für Schritt in die Schreibkunst einzuführen, sie damit auf Facharbeiten und die neue Reifeprüfung vorzubereiten und so zu kritischen Menschen zu erziehen, die in der Lage sind, ihre Standpunkte wohlüberlegt und gut formuliert zu äußern und „starke Texte schreiben“ können.

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[1] Adressen zum Herunterladen: www.imst.ac.at/starke_texte_schreiben und  www.literacy.at

[2] Imhoof M., Hudson H.: From Paragraph to Essay, Longman 1975